Weit mehr als nur ein Computer-Hersteller
Kommt das Apple-Handy oder nicht? Mit Spannung erwartete das Fachpublikum Antworten auf die im Vorfeld häufigste Frage zum Thema Apple. Auf der Macworld-Expo ließ Steve Jobs die Katze aus dem Sack und präsentierte das erste Handy von Apple, Wer auf Ankündigungen zum neuen Betriebssystem (MacOS 10.5, Deckname: „Leopard") gehofft hatte, wurde enttäuscht. Microsoft dagegen präsentierte erste Details zu Office 2008 für Macintosh.
Bei dem riesigen Medienhype, den die Präsentation neuer Apple-Produkte hervorruft, ist man jedes Mal wieder überrascht, wie es das Unternehmen schafft, die Neugier zu schüren und das öffentliche Interesse auf die Hausmesse Macworld Expo zu konzentrieren, ohne dass Details ans Licht kommen. Es ist in jedem Jahr Unternehmensgründer und -vordenker Steve Jobs vorbehalten, die Ankündigungen persönlich vorzunehmen.
So hielt am 9. Januar um 18.00 Uhr MEZ nicht nur die Apple-Gemeinde, sondern weite Teile der IT-Welt den Atem an. Schließlich wartete man bis zum Schluss begierig auf Informationen zu Apples Einstieg in die Handyproduktion. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Das iPhone vereint die typischen Apple-Eigenschaften: technologisch innovativ und anspruchsvoll designed.
iTunes Erfolgsstory bleibt weiter beeindruckend
Um die Spannung auf die Spitze zu treiben, hat Jobs seine Rede aber mit einem Statement über das Musikportal iTunes begonnen. Dabei hatte er von imposanten Zahlen zu berichten, wonach der Onlineshop pro Sekunde 58 Songs verkauft und inzwischen mehr als zwei Milliarden Musikstücke an den iPod-Nutzer gebracht hat. Für den IT-Fachhandel bleibt der MP3-Spie-ler mit dem Apfel-Symbol daher auch in Zukunft ein wichtiges Produkt. Den Online-Handel will Jobs besonders im Bereich Filme ausbauen, entsprechende Kooperationsverträge mit den Paramount-Studios sind unterzeichnet.
Ein Telefon ohne Tasten
Die Präsentation des iPhones bestätigte Apples Ruf als eines der innovativsten Unternehmen weltweit. Statt mit Tasten - die ein intuitives Telefon laut Steve Jobs nicht mehr benötigt - ist das iPhone mit einen 3,5 Zoll großen berührungsempfindlichen Bildschirm ausgestattet, der mit den Fingern, statt mit einem Eingabestift bedient wird. Das "iPhone ist ein wegweisendes und magisches Produkt, das jedem anderen Mobiltelefon um buchstäblich fünf Jahre voraus ist", ist Steve Jobs überzeugt. „Wir sind alle mit dem ultimativen Zeigegerät geboren worden - unseren Fingern - und iPhone nutzt sie, um die revolutionärste Benutzeroberfläche seit der Maus zu schaffen." Der Clou dabei - das Telefon erkennt ungewollte Berührungen und reagiert nicht auf diese. Damit ist die Intelligenz des iPho-ne aber noch längst nicht ausgeschöpft.
Voraussichtliche Markteinführung in Europa erst zum Jahresende
Über spezielle Sensoren kann das Handy erkennen, wann es zum Telefonieren ans Ohr gehalten wird. Automatisch wird das Display gedimmt und eventuell laufende Musik leiser gestellt. Natürlich lässt sich das Telefon mit iTunes synchronisieruen, verfügt über eine Kamera (zwei Megapixel) und einen Kopfhörer-Anschluss. Apple scheint damit wieder ein großer Wurf gelungen zu sein. Einziger Wermutstropfen für den Fachhandel: In Europa wird das neue Mobiltelefon erst gegen Ende des Jahres auf den Markt kommen.
Neue Version von Airport Extreme: 5-fache Geschwindigkeit und doppelte Reichweite
Apple, das künftig auf den Zusatz „Computer" im Namen verzichten wird (schließlich sei man weit mehr als ein Computerher¬teller, so die Begründung), zeigte auf der Macworld Expo auch eine überarbeitete Version der Basisstation „Airport Extreme". Über drei Ethernet-Anschlüsse (10- und 100-MBit-Ethernet) können Rechner und andere nicht WLAN-fähige Geräte mit dem Internet verbunden werden. Dabei lässt sich der Internet-Zugang für die angeschlossenen Einheiten auf bestimmte Stunden des Tages oder ein Zeitkontingent (pro Tag, Woche oder Monat) einschränken.
„Die neue AirPort Extreme Basisstation ist die leistungsfähigste WLAN-Lösung, die wir jemals gemacht haben", bekräftigt Philip Schiller, Senior Vice President Worldwide Product Marketing von Apple. Mit der fünffachen Geschwindigkeit und der doppelten Reichweite ließen sich in der neuen Version größere Dateien schneller übertragen. Viele Ecken des Hauses, die vorher im Abseits standen, erhielten nun Zugang zum Internet und zum eigenen digitalen Medienarchiv.
Durch den Einsatz von MIMO (Multiple In Multiple Out) Smart-Antennen und der 802.11 n Technologie erzielt AirPort Extreme nun einen größeren Datendurchsatz und erweitert die Reichweite zu Hause, im Büro oder in der Schule. Mit der Option, entweder im 2,4-GHz- oder im 5-GHz-Frequenzband zu arbeiten, reduziert das Gerät die Gefahr von störenden Interferenzen von Geräten und drahtlosen Telefonen, die auf der 2,4-GHz-Frequenz operieren. AirPort Extreme ist abwärtskompatibel zu Macs und PCs, die 802. l l b/g WLAN einsetzen.
Apple TV - der DVD-Player für das 21. Jahrhundert
Mit Apple TV hat die Jobs-Company eine komfortable Möglichkeit vorgestellt, Filme, TV-Serien, Musik, Fotos und Podcasts aus iTunes vom Mac oder PC aus drahtlos auf einem Breitbild-Fernseher wiederzugeben. Über die neue Benutzeroberfläche von Apple TV kann der Anwender sein eigenes digitale Medienarchiv schnell mit der intuitiv zu benutzenden Apple Remote Fernbedienung durchstöbern. Die drahtlose Verbindung mit nahezu allen modernen Breitbild-Fernsehern ist möglich. Apple TV verfügt über eine 40-GB-Festplatte, die bis zu 50 Stunden Video, 9.000 Songs, 25.000 Fotos oder eine Kombination aus allem aufnimmt und in der Lage ist, ein 720p-High-Definition-Signal auszugeben.
„Apple TV ist wie ein DVD-Player für das 21. Jahrhundert", schwärmte Steve Jobs in seiner Keynote. Man schließe es wie einen DVD-Player an ein Entertainmentsystem wie einen DVD-Player an, aber es spiele anstelle von DVDs, die man in einem Laden kaufe, digitale Inhalte aus dem Internet ab. Apple TV gibt den gleichen Inhalt wieder, den man auch auf Computern und dem iPod genießen könne. „Man kann sich jetzt den ersten Teil eines Films im Wohnzimmer anschauen und ihn dann später auf dem iPod zu Ende sehen", erläutert Jobs."
Microsoft punktet mit Office 2008 für Mac und PC
Dass eine Microsoft-Produkt-Ankündigung fast untergeht, ist auch nicht alltäglich -außer auf einer Messe wie der Macworld Expo. Die Version Office 2008 für den Mac wird sowohl auf den Power-PC-Systemen als auch auf den neuen Intel-Macs lauffähig sein. Unterstützt werden soll auch das neue Office-Open-XML-Format, was den Datenaustausch zwischen Macs und Windows-PCs erleichtern wird.
Das neue User-Interface der Windows-Variante mit „Ribbon" übernimmt die Apple-Version nicht. Stattdessen wurde ein eigenes Design mit dem Namen Element „Gallery" entwickelt. Der Schwerpunkt der Entwicklung hat nach Aussage von Microsoft auf einer einfacheren Suche und leichterer Nutzung bereits vorhandener Features gelegen. Office 2008 bekommt auch einige exklusiv auf die Mac-Version beschränkte Neuerungen.
Als Beispiel nannte Microsoft das Programm My Day. Es zeigt aktuelle Kalendereinträge und unerledigte Aufgaben auf dem Desktop an, ohne dass das E-Mail-Programm Entourage gestartet werden muss. Microsoft Word hat ein neues Publishing-Layout bekommen, mit dem man vollständige Dokumente besser visualisieren und das Layout bearbeiten kann. Für Excel bietet Microsoft neue Vorlagen, die das Erstellen von Formularen wie Rechnungen oder Kassenbüchern erlauben, ohne dass der Benutzer wissen muss, wie Formeln eingegeben werden.
Noch im Frühjahr soll die Beta-Version eines Dateikonverters verfügbar werden, um die neuen Dateiversionen mit Office 2004 lesen und schreiben zu können. Das endgültige Release soll etwa zwei Monate nach Office 2008 die Öffentlichkeit erreichen. Der deutsche Fachhandel wird sich allerdings auch hier noch ein wenig gedulden müssen. Ab wann Office 2008 für den Mac in Deutschland verkauft werden kann, steht noch nicht fest.
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Bleibt es beim Namen iPhone?
Präsentiert hat Apple das erwartete Handy, aber ob es auch beim Namen iPhone bleiben wird, ist unklar - auch wenn er in allen Verlautbarungen von Apple genannt wird. Fakt ist, dass Linksys (eine Tochter von Cisco) bereits vor geraumer Zeit eine ganze Produktgruppe von Telefonen für die Internet-Telephonie (VolP - Voice over Internet Protocoll) unter dem Namen iPhone vorgestellt hat. Cisco hat den Namen über den Kauf der Firma Infogear erworben, die ihrerseits bereits 1996 ein Tischtelefon auf den Markt brachte, und sich hierfür - zumindest in den USA - den Namen iPhone schützen ließ. Nur einen Tag nach der Präsentation des iPhone reichte Cisco Klage gegen Apple ein. Obwohl eine Sprecherin des Netzwerkausrüsters noch kurz zuvor erklärt hatte, man sei bezüglich der Namensrechte in aussichtsreichen Verhandlungen mit Apple.
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